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Beinahe wäre mein Leben mit jungen 23 Jahren zu Ende gewesen.

 

Ich war in diesem Alter bereits Mutter eines Einjährigen und unfassbar müde. Anfangs schob ich meinen Leistungsabfall auf die nächtlichen Unterbrechungen des Tiefschlafs durch meinen Wonneproppen, aber irgendwann schwollen mir regelrecht die Augen zu, als hätte ich einen allergischen Schock erlitten und ich schnappte laufend nach Luft.

 

Schließlich teilte man mir nach einigen unangenehmen Untersuchungen die Diagnose mit: Lymphdrüsenkrebs.

 

Ein 8x16 cm großer Tumor hatte es sich zwischen meinem Herzen und meiner Lunge bequem gemacht und er wuchs schnell weiter. Behaupteten nicht nur die Ärzte, ich merkte es selbst jeden Morgen, da er mir während des nächtlichen Schlafs die Lungen zerquetschte und ich beim Aufwachen mittlerweile schwer nach Luft rang. Kurz, es war offensichtlich, dass mein junges Leben zu Ende ging. Es sollte umgehend Gewebe entnommen werden, damit mit der Chemotherapie begonnen werden konnte.

Aus der kleinen Gewebsentnahme wurde eine komplette Operation, bei der es um Leben und Tod ging. Man hatte eine Ader getroffen. Ohne Öffnung des gesamten Brustkorbs wäre ich verblutet. Es gab ein solches Blutbad, dass man mir sogar noch während der Narkose die Haare waschen musste. Ich selbst habe keine Erinnerung daran, jedoch blieben mir die darauffolgende Therapie und der Verlust meiner Haare für immer im Gedächtnis. Lange Rede kurzer Sinn, es gibt tatsächlich etwas Positives an dieser furchtbaren Geschichte.

Seither kann ich das Leben mit anderen Augen sehen. Ich bin mir jeden Tag den Wert meines Lebens bewusst und ich freue mich jeden Morgen über den neuen Tag. Ich schätze schöne Momente, ich lache lauter als andere - was für mein Umfeld vielleicht manchmal komisch übertrieben wirkt - ich bin überschwänglich in meinen Gesten und ich kann nicht aufhören, der ganzen Welt von meinen Lebenserfahrungen zu erzählen. Denn für mich bedeutet jeder neue Tag, einen Tag den ich erleben darf, den ich mit allen Sinnen spüren darf und oh Gott, ich bin so sehr dankbar dafür!

Vergiss irgendwelche Märchen von einem Himmel, wo wir uns alle wiedersehen (auch wenn es ein wirklich schönes Märchen ist), es bremst dich. Vielleicht bist du durch diese Hoffnung angehalten und wartest auf etwas Schönes, was dir niemand garantieren kann.

 

Aber dieses Leben hier und jetzt, das gibt es tatsächlich. Und es gibt dich!

 

Mach daraus, was immer dir im Sinn steht!

 

Deine Tanja Kelebek


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